💻Im digitalen Zeitalter ist Wissen nur einen Klick entfernt – oder zumindest der Anschein davon. Gerade im Gesundheitsbereich beobachten wir eine bedenkliche Entwicklung:
Menschen mit wenig Fachwissen fühlen sich zunehmend kompetent genug, medizinische Ratschläge zu geben oder gar Diagnosen zu stellen – meist gestützt auf Halbwissen, das sie sich aus sozialen Medien oder Foren zusammengesammelt haben. Dieses Phänomen lässt sich mit einem psychologischen Konzept erklären, das in der Patientenkommunikation und im Gesundheitsmarketing zunehmend Relevanz gewinnt: dem Dunning-Kruger-Effekt.
Was ist der Dunning-Kruger-Effekt?
Der Dunning-Kruger-Effekt beschreibt eine kognitive Verzerrung, bei der Menschen mit geringem Wissen oder geringer Kompetenz in einem bestimmten Bereich ihre Fähigkeiten stark überschätzen – gerade weil ihnen das notwendige Wissen fehlt, um ihre Inkompetenz zu erkennen. Gleichzeitig neigen Experten oft dazu, ihr Wissen zu unterschätzen, weil sie sich der Komplexität des Themas bewusst sind.
Vom Instagram-Post zur Selbstdiagnose: Gesundheitswissen auf Social Media
Auf Plattformen wie Instagram, TikTok oder YouTube erleben wir täglich, wie sich Gesundheits-„Tipps“ rasant verbreiten – meist ohne wissenschaftliche Grundlage. Influencer ohne medizinische Ausbildung sprechen plötzlich über Entgiftungskuren, Wundermittel gegen Krebs oder Impfgefahren. Das Problem: Solche Inhalte sind oft emotional, visuell ansprechend und leicht konsumierbar – und wirken dadurch glaubwürdig.
Patienten, die sich online informieren, sehen sich dadurch einem dichten Netz aus Halbwissen, Fehlinformationen und Meinungen ausgesetzt. Viele sind dabei nicht in der Lage, die Seriosität einer Quelle einzuschätzen – oder merken nicht, dass sie gar keine verlässliche Quelle vor sich haben. Der Dunning-Kruger-Effekt verstärkt dieses Problem: Wer nur wenig weiß, erkennt nicht, wie viel er eigentlich nicht weiß – und glaubt fälschlicherweise, bereits gut informiert zu sein.
Die Folgen für die Arzt-Patienten-Kommunikation
Für Ärztinnen und Ärzte bedeutet das: Sie treffen zunehmend auf Patientinnen und Patienten, die mit festen Meinungen in die Sprechstunde kommen – gestützt auf fragwürdige Online-Informationen. Eine Diskussion über notwendige Behandlungen oder Diagnosen wird dadurch erschwert. Manche Patienten lehnen schulmedizinische Therapien ab, weil sie „gelesen haben“, dass natürliche Heilmethoden besser seien – obwohl dafür keine wissenschaftliche Evidenz vorliegt.
Unsere Verantwortung bei „Diagnose Mensch“:
- Komplexes einfach machen: Medizinische Inhalte so aufbereiten, dass sie für Laien verständlich und zugänglich bleiben, ohne ihre fachliche Tiefe zu verlieren.
- Falschwissen entkräften: Proaktiv auf verbreitete Mythen eingehen – mit sachlicher Argumentation und klarer Sprache.
- Experten sichtbar machen: Ärztinnen und Ärzte sowie andere Fachkräfte sollten verstärkt in der öffentlichen Kommunikation auftreten, um verlässliche Stimmen im digitalen Raum zu stärken.
Fazit: Wissen ist Macht – Halbwissen eine Gefahr
Der Dunning-Kruger-Effekt zeigt uns, warum die Verbreitung von Gesundheitsinformationen in sozialen Medien nicht nur eine Frage der Aufklärung, sondern auch der Verantwortung ist. Für Patientinnen und Patienten kann der Unterschied zwischen fundiertem Wissen und gefährlichem Halbwissen im schlimmsten Fall lebensentscheidend sein.
Wir wünschen dir Wohlsein.
Dein Team von „Diagnose Mensch“.
Quelle: arbeitsABC
💡🔍 Für Patient:innen:
So erkenne ich verlässliche Gesundheitsinformationen
- Quellen prüfen: Wer steckt hinter dem Beitrag? Handelt es sich um medizinisches Fachpersonal oder eine Privatperson ohne Ausbildung?
- Wissenschaftliche Belege: Werden Studien genannt oder Fachquellen verlinkt? Vorsicht bei reinen Meinungsäußerungen.
- Vorsicht bei Heilversprechen: Aussagen wie „dieses Mittel heilt Krebs“ oder „100 % wirksam“ sind oft ein Warnsignal.
- Arztgespräch nicht ersetzen: Online-Informationen können hilfreich sein – aber keine ärztliche Diagnose oder Behandlung ersetzen.
- Vertrauenswürdige Plattformen nutzen: Webseiten wie die von Fachgesellschaften, öffentlichen Einrichtungen (z. B. RKI, WHO, gesund.bund de) oder zertifizierte Gesundheitsportale bieten geprüfte Inhalte.
💡👩⚕️ Für Gesundheitsprofis: Umgang mit Social-Media-Halbwissen in der Sprechstunde
- Zuhören, nicht belehren: Patient:innen ernst nehmen, auch wenn sie fragwürdige Quellen zitieren – so entsteht Dialog statt Konfrontation.
- Nachfragen stellen: Woher stammt die Information? Was genau wurde verstanden? So können Missverständnisse aufgedeckt werden.
- Aufklärung statt Abwertung: Statt Inhalte als „Unsinn“ abzutun, fundierte Alternativen und nachvollziehbare Erklärungen anbieten.
- Eigene Sichtbarkeit erhöhen: Wer medizinisch fundierte Inhalte auf Social Media teilt, stärkt die Stimme der Fachwelt.
- Geduld zeigen: Informationskultur verändert sich nicht über Nacht – aber mit jedem Gespräch wird Vertrauen in evidenzbasierte Medizin gestärkt.
*Zur Strukturierung der Blogartikel setzen wir teilweise KI ein. Alle Texte werden vor Veröffentlichung auf die Korrektheit der Informationen überprüft. Dazu stehen uns Experten aus dem Gesundheitswesen zur Verfügung. Eine Quellenangabe ist für uns selbstverständlich.
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