Gesundheitskompetenz: Warum wir alle mehr wissen sollten, wenn es um unsere Gesundheit geht
Ob Behandlungen verstehen, Prävention einordnen oder sich im Gesundheitssystem zurechtfinden – vielen fällt das schwer. Besonders Jüngere sind betroffen.
Gesundheitskompetenz heißt:
- Infos richtig bewerten
- gute Entscheidungen treffen
- Verantwortung übernehmen
Drei von vier Erwachsenen in Deutschland haben Schwierigkeiten, Gesundheitsinformationen richtig zu verstehen und anzuwenden. Das zeigt eine aktuelle Studie der Technischen Universität München (TUM). Besonders auffällig: Gerade jüngere Menschen tun sich zunehmend schwer damit, wichtige Infos rund um Behandlung, Prävention oder den Umgang mit dem Gesundheitssystem einzuordnen.
Das klingt dramatisch – und ist es auch. Aber es ist vor allem ein Weckruf: Wir brauchen mehr Orientierung, mehr verständliche Informationen und auch die Fähigkeit, diese für uns selbst nutzen zu können. Gesundheitskompetenz ist keine trockene Theorie, sondern ein Schlüssel für unser tägliches Leben.
Gesundheitsinformationen gibt es im Überfluss – doch wie nutzen wir sie?
Im Internet, in Apps, in Zeitschriften oder über Freunde: Gesundheitsinformationen begegnen uns ständig. Aber zwischen verlässlichen Quellen und Halbwahrheiten zu unterscheiden, fällt vielen schwer. Studien zeigen, dass es nicht nur um das „Lesen und Verstehen“ geht. Es geht darum, Informationen kritisch zu bewerten, Vertrauen in die eigene Entscheidung zu entwickeln – und im Alltag danach zu handeln.
Was uns die Zahlen sagen
- 2014 hatten rund 54 % der Erwachsenen Probleme mit Gesundheitsinformationen.
- 2020 waren es schon über 64 %.
- 2024 liegt der Anteil nun bei fast 76 %.
Ein klarer Trend nach unten. Aber er zeigt auch: Es ist höchste Zeit, gegenzusteuern.
Interessant ist, dass Faktoren wie Bildung, Einkommen oder Migrationsgeschichte diesmal keinen entscheidenden Unterschied machten. Stattdessen schneiden ältere Menschen ab 60 deutlich besser ab als Jüngere. Offenbar brauchen gerade die „Digital Natives“ Unterstützung dabei, mit der Informationsflut sinnvoll umzugehen.
Warum Gesundheitskompetenz mehr ist als Wissen
Gesundheitskompetenz bedeutet nicht nur, Symptome googeln zu können. Es geht darum zu wissen:
- Welche Quellen sind vertrauenswürdig?
- Welche Behandlungsmöglichkeiten habe ich?
- Wann reicht Selbstfürsorge, und wann sollte ich ärztliche Hilfe suchen?
- Wie finde ich mich im komplexen Gesundheitssystem zurecht?
Wer diese Fragen für sich beantworten kann, lebt nicht nur gesünder, sondern geht auch gelassener mit Unsicherheiten um.
Was jetzt passieren muss
Die Studienmacher und viele Gesundheitsexpert:innen fordern daher:
- Gesundheitsbildung schon in Schulen und Kitas verankern.
- Medien- und Digitalkompetenz bei Kindern und Jugendlichen stärken.
- Ärzt:innen und Pflegekräfte in moderner Kommunikation schulen.
- Menschen aller Altersgruppen fit machen im Umgang mit digitalen Gesundheitsangeboten wie der elektronischen Patientenakte.
- Psychische Gesundheit stärker in den Fokus rücken.
Und nicht zuletzt: Gesundheitskompetenz darf kein Nischenthema bleiben – sie betrifft alle Bereiche unseres Lebens.
Was wir selbst tun können
Natürlich ist auch die Politik gefordert. Aber wir können heute schon bei uns selbst anfangen:
- Bei Gesundheitsfragen bewusst auf seriöse Quellen achten.
- Beim nächsten Arzttermin gezielt Fragen stellen – und Antworten notieren.
- Uns im Freundeskreis oder in der Familie über Erfahrungen austauschen.
Schritt für Schritt mehr Eigenverantwortung für unsere Gesundheit übernehmen.
Ein gemeinsamer Weg …
Gesundheitskompetenz ist kein Luxus, sondern eine Grundlage für Lebensqualität. Wer sich gut informiert fühlt, kann bessere Entscheidungen treffen – für sich, für die Familie und für die Gesellschaft.
👉Die gute Nachricht: Kompetenz kann man lernen. Und je mehr wir uns darum kümmern, desto stärker werden wir auch im Umgang mit den großen Herausforderungen unserer Zeit – von Fake News bis hin zur Überlastung des Gesundheitssystems.
Gesundheit betrifft uns alle. Machen wir sie zu einem Thema, bei dem wir uns sicher fühlen dürfen.
Quelle: www.mh.tum.de , Apotheken Umschau